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12.02.2022

Podiumsdiskussion zur Landratswahl

Im März wählt der Rhein-Lahn-Kreis einen neuen Landrat. Am 11. Februar fand dazu eine Online-Podiumsdiskussion statt. Die beiden Kandidaten Jörg Denninghoff und Udo Rau stellten sich den Fragen von Moderator Thomas J. Scheid und denen, die interessierte Bürger:innen eingesandt hatten. Dabei nahmen sie auch zum Limeskastell Pohl Stellung.

»Podiumsdiskussion: Denninghoff oder Rau? Landratskandidaten wird Live auf den Zahn gefühlt«. So nannte sich das Format, welches von der Rhein-Lahn-Zeitung und Kolping Lahnstein organisiert wurde. Die beiden Kandidaten stellten sich vor (aus technischen Gründen am Ende der Übertragung) und beantworteten Fragen von Moderator und Bürger:innen. Wir haben hier die Sequenz, in der es um den Limes und das Limeskastell Pohl ging, transkribiert.

Beide Landratskandidaten haben auf die eingereichte Frage »Wie möchte der zukünftige Landrat das Welterbe Limes im Kreis weiterentwickeln, insbesondere im Hinblick darauf, dass sich das Land Rheinland-Pfalz aus der Thematik fast vollständig zurückgezogen hat. Gibt es dazu konkrete Pläne, die über das verbale Lob des Ehrenamtes hinausgehen?« ausführlich geantwortet. Selbstverständlich kommentieren wir die Antworten hier nicht und haben die wörtliche Rede nur sehr leicht geglättet. Daher sei fairerweise der Hinweis gestattet, dass die Antworten nicht vorbereitet waren und daher sprachlich spontan daherkommen. Um einen korrekten Eindruck zu gewinnen, empfehlen wir, die Aufzeichung der Podiumsdiskussion anzusehen. Beide Links verweisen auf den gleichen Inhalt.

Die Sequenz »Limeskastell Pohl« beginnt bei 46 min 40 sek.

(…)

Moderator Thomas J. Scheid
So, meine Damen und Herren, ein ganzes Bündel Publikumsfragen erwartet uns jetzt und zwar kommt die erste Frage von Thomas Steffen. Er möchte beide Landratskandidaten dazu hören.
Die Frage lautet: »Wie möchte der zukünftige Landrat das Welterbe Limes im Kreis weiterentwickeln, insbesondere im Hinblick darauf, dass sich das Land Rheinland-Pfalz aus der Thematik fast vollständig zurückgezogen hat. Gibt es dazu konkrete Pläne, die über das verbale Lob des Ehrenamtes hinausgehen?«
Ich habe mir natürlich eigene Fragen zurechtgelegt und füge eine eigene kurz an, weil die passt wunderbar als Anhänger. Limeskastell in Pohl, da gibt es – ich nenne das mal so einfach – einen Warnruf, einen Bittruf der Ehrenamtler: »wir haben hier ein Kastell aufgezogen in einer Dimension, die für Pohl so auf Dauer nicht mehr leistbar ist. Bitte helft uns hauptamtlich«. Also: Limes zum einen, Pohl Kastell hauptamtlich.
Der Herr Denninghoff erzählt uns, was er damit vorhat.

Jörg Denninghoff
Ja, da bin ich schon länger dran. Ich bin auch Mitglied im Förderverein, weil das, was die Ehrenamtlichen dort in Pohl jetzt schon über zehn Jahre leisten und wieviele Schüler und Besucher die ehrenamtlich empfangen, in einer Qualität, die sich gegenüber dem Hauptamtlichen nicht verstecken muss, eher im Gegenteil.
Man sieht ja die internationale Bedeutung an den Reenactment-Gruppen, die aus Italien, aus UK, aus Frankreich, aus allen Ländern, dort hinkommen und dort auch ihre Freizeit dafür einsetzen, das Thema zu vermitteln. Dass das ein Meilenstein, ein Leuchtturm ist, ein Diamant, dass kann niemand bezweifeln und ich bedaure auch sehr, dass das Land da bisher keinen Weg gefunden hat, das Welterbe zu fördern. Im Mittelrhein funktioniert es ja über den Zweckverband.
Vielleicht sollte man über einen Zweckverband für das Limes-Weltkulturerbe, was wir nicht nur in Rheinland-Pfalz haben, nachdenken. Nicht nur darüber nachdenken, dann auch nachher handeln und den Tourismus-Aspekt nicht vergessen.
Ich hoffe da auch ganz stark als Push in dieser Sache auf die BUGA 2029, die die drei Welterbe in unserem Rhein-Lahn-Kreis ja noch mal ganz vielen Leuten zeigen wird. Und bis dahin – oder auch im Rahmen der Entwicklung für die BUGA 2029 – sollte auch für das Kastell in Pohl etwas abfallen.

Thomas J. Scheid
Den Zweckverband – nur zur Klarheit – für den Limes oder für das Limeskastell Pohl oder für beides, also für diese ganze, ich sage mal, »römische Problematik«?

Jörg Denninghoff
Nennen wir es mal einen römischen Zweckverband, der aber über Rheinland-Pfalz hinausgehen muss, weil wir haben ja einen Limes, der etwas länger ist.

Thomas J. Scheid
Dürfen auch Germanen Mitglied werden, hoffe ich?

Jörg Denninghoff
Ja, ich bin ja Germane. Ich komme ja aus dem freien Germanien.

Thomas J. Scheid
Herr Rau?

Udo Rau
Ja, ich bin für diese Frage von Professor Steffen sehr dankbar, einer der Leute, die dafür sorgen, dass dieses Limeskastell weit über die Grenzen von Pohl, über die Grenzen des Rhein-Lahn-Kreises hinaus bekannt gemacht wurde.
Ich war ja einer der Mitinitiatoren – und auch der Mitfinanziers als Bürgermeister der Verbandsgemeinde – die dieses Kastell geschaffen haben. Was die Ehrenamtler dort bis zum heutigen Tage leisten, das ist mit Worten eigentlich gar nicht zu beschreiben. Sie haben mehr aus dem Kastell gemacht, als es die kühnsten Planungen damals hergegeben haben und deshalb muss dieses Kastell auch in die Zukunft geführt werden. Und jetzt kommt ein Entscheidendes: wie wird es in die Zukunft geführt.
Dass mit den ehrenamtlichen Kräften: der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht. Und ich kann durchaus verstehen, dass die ehrenamtlichen Kräfte sagen, jetzt haben wir uns hier soundsoviele Jahre vor den Zug gespannt, und den Zug gezogen, jetzt ist es an der Zeit, dass wir professionelle Kräfte an die Seite gestellt bekommen. Ich war viele Jahre Mitglied der deutschen Limes-Kommission (Anmerkung der Redaktion: möglicherweise meinte er hier »als VG-Bürgermeister Mitglied der Deutschen Limesstraße«), ich konnte gucken, wie das in Bayern und wie das in Baden-Württemberg insbesondere organisiert ist. Da können wir uns wirklich eine Scheibe von abschneiden, da wird Geld hineingetan, da ist Personal da und das ist in Rheinland-Pfalz eben nicht da. Diese Sache »Limes« wird in Rheinland-Pfalz von der Landesregierung stiefmütterlich behandelt. Wir hatten einen Fürsprecher und Initiator zur der Zeit als Karl-Peter Bruch Innenminister war, er war einer der Initiatoren, er hat den Nukleus gelegt für dieses Projekt und seit dieser Zeit hängt Pohl in der Luft. Da muss dringend öffentliches Geld aus Mainz, aus der Archäologie, hinein. Wir dürfen diese Juwel am Limes nicht verlieren.

Thomas J. Scheid
Jetzt bewerben Sie sich ja nicht um ein Landtagsmandat geschweige denn um einen Posten in der Landesregierung, jetzt werden Sie ja Landrat werden wollen. Und Sie als Landrat?

Udo Rau
Der Landkreis war ja bislang auch einer der Finanziers im Übrigen, das wird auch in Zukunft, wenn ich Landrat bin, so bleiben, das muss so bleiben, um damit auch die örtliche Anbindung zu haben. Die Ortsgemeinde, die örtliche Verbandsgemeinde, der Rhein-Lahn-Kreis gehören in die Finanzierung hinein, aber die Hauptlast der Finanzierung und insbesondere das Personal muss vom Land kommen. Der Kollege Denninghoff hat ja gesagt, dass er sich da schon viele Jahre bemüht,. Ich konnte leider nicht erkennen, dass diese Bemühungen bislang von Erfolg gekrönt sind. Und wenn er denn in Mainz bleibt, dann würde ich mich sehr freuen, wenn er sich für dieses Objekt, dass ja auch unmittelbar an der Grenze des Wahlkreises liegt, massiv einsetzt. Ich glaube, da können wir ihn sehr gut in Mainz gebrauchen als Fürsprecher.

Thomas J. Scheid
Die Zweckverbandslösung, für Sie eine gute Idee?

Udo Rau
Die Zweckverbandslösung heißt ja, es ist eine kommunale Aufgabe. Zweckverband heißt, Kommunen geben Verantwortung ab, die werden in diesem Zweckverband zusammengeführt und an der Stelle haben wir das Land immer noch nicht dabei. Das heißt, ein Zweckverband ja, aber nur dann, wenn das Land massiv in diesen Zweckverband hinein fördert.

Thomas J. Scheid
Das ist eine klare Ansage. Dankeschön. Wir kommen zur nächsten Publikumsfrage.

(…)

Limeskastell Pohl

Limeskastell Pohl
Kirchstraße
56357 Pohl
06772 9680768