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13.04.2023

Kunst am Bau

Die Ortsgemeinde Pohl hatte sich Anfang April entschlossen, das Kastell temporär zu schließen. Auslöser – aber nicht alleiniger Grund – war eine Rückforderung der ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz) eines Teils der Fördersumme des Landes, mit der die Ortsgemeinde das Limeskastell bauen konnte. Es ging um 22.000 EUR, die für »Kunst am Bau« vorgesehen waren. Da wir durch die Berichterstattung in der Presse, den sozialen Medien und dem Rundfunk eine kleine Welle ausgelöst haben, finden wir es fair, über den Ausgang des Falles zu berichten.

Am Dienstag, den 11.4., fand im Limeskastell ein sachliches Gespräch mit zwei Vertretern der ADD aus Trier statt. Dabei wurden die Standpunkte ausgetauscht und für uns wurde der Vorgang zumindest nachvollziehbar. Die ADD wiederum hat sich nach einer Ortsbesichtigung rasch und erfolgreich bemüht, die Nachforderung beizulegen und die Verwendungsnachweisprüfung erfolgreich abzuschließen. Das Kastell wird – wie schon berichtet – am 21. April wieder regulär öffnen.

In Kurzform die Zusammenhänge: das Limeskastell Pohl wurde von 2009 bis 2011 mit erheblichen Fördermitteln des Landes errichtet. Bestandteil der Fördermittel war der für öffentliche Hochbauten üblicherweise vorgesehene Posten »Kunst am Bau«. Dieser war in Höhe des oben genannten Betrages separat ausgewiesen.

Laut ADD hätte die Maßgabe »Kunst am Bau« für dieses historische Projekt schon in der Bauphase problemlos entfallen können, wenn dies von der Ortsgemeinde Pohl als Bauherrin formlos beantragt worden wäre. Pohl hatte seinerzeit die PER (Projektentwicklungsgesellschaft Rheinland-Pfalz) mit dem Management der Baumaßnahme beauftragt, ein entsprechender Antrag erfolgte nicht. Da das Geld abgerufen wurde, ging der Fördergeber von einer entsprechenden Umsetzung aus.

Während der Bauphase wurden zwei Objekte geplant, welche der betreuende Archäologe Dr. Jens Dolata als maßgeblich für die Vermittlungsaufgabe des Kastells ansah: die bronzene Portaltür und die Fackel am Turm, beide nach antiken Vorlagen umzusetzen. Mit der Ausgestaltung und Realisation dieser Objekte wurde der Limburger Künstler Tobias Winter beauftragt. Das Portal wurde 2011 und die Fackel 2013 eingebaut. Etliche Beteiligte erinnern sich, dass man mit dieser gut in das Freilichtmuseum passenden »Kunst am Bau«-Lösung hochzufrieden war. Die Auftragskommentierungen des Architekten lassen sich auch so interpretieren. Eine offizielle Deklarierung und oder Kenntlichmachung in den umfangreichen Unterlagen fand jedoch nicht statt.

Aus den unterschiedlichsten Gründen sind die damals handelnden Institutionen oder Personen nicht bzw. nur schwer zu erreichen und mündliche Aussagen sind schwierig zu bewerten. Die Verbandsgemeinde Nassau als aktenverwaltende Stelle gibt es nicht mehr und die PER wurde aufgelöst. Alle aktuell Beteiligten mussten sich also rasch wieder einarbeiten. Die unzureichende Dokumentation machte das nicht einfacher.

Der »Mangel« wurde entdeckt, nachdem ein Beauftragter der SGD Nord (Struktur- und Genehmigungsdirektion Rheinland-Pfalz) aus Koblenz die Verwendungsnachweisprüfung abschließen wollte. Er war dazu im Februar 2023 (die besagten 12 Jahre später) im Kastell, erwähnte aber die in seinen Augen fehlende »Kunst am Bau« mit keinem Wort und hielt auch keine weitere Rücksprache. Das ist verwunderlich, denn die Honorarrechnungen des Künstlers lagen ihm vor, wenn auch nicht besonders kenntlich gemacht. Schlussendlich meldete er den »Tatbestand« an die ADD, die dann unter dem Stichwort »Subventionsbetrug« selbstverständlich eingreifen musste und den Rückforderungsbescheid ausstellte. Gegen diesen legte die Verbandsgemeinde Bad Ems - Nassau fristgemäß Widerspruch ein.

Die Vorgehensweise der ADD entspricht in unseren Augen der korrekten Handhabung der Gesetzgebung. Nach Einsicht in die Unterlagen, einer Begehung vor Ort sowie zusätzlicher Erläuterungen und Fotografien zur Entstehung der Objekte wurde der Fall nun unbürokratisch und schnell gelöst. Portaltür und Fackel wurden als »Kunst am Bau« anerkannt, eine Rückzahlung des Förderbetrages ist vom Tisch.

An dieser kleinen Geschichte zeigt sich ganz gut, dass Kommunikation ALLES ist.

Wir möchten uns bei der ADD für die Pauschalverurteilung als »die Verwaltung« entschuldigen und uns für die rasche, kompetente und freundliche Bearbeitung ausdrücklich bedanken.

Allerdings sind wir auch der Meinung, dass wir durch die Schließung des Kastells die Bearbeitungsgeschwindigkeit beschleunigt und auch auf einer anderen Ebene die Zukunftsplanung des Projektes »Limeskastell Pohl« befördert haben. Allen, die im Hintergrund gearbeitet und allen, die uns öffentlich den Rücken gestärkt haben: ebenfalls ein riesiges Dankeschön.

Limeskastell Pohl

Limeskastell Pohl
Kirchstraße
56357 Pohl
06772 9680768